Alle aktuellen Inhalte Alle aktuellen Inhalte

Für die Fahrbahnoberflächen der Bundesfernstraßen wird seit Anfang der 1990er Jahre die Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) durchgeführt. Dabei werden in festgelegten Intervallen von 4 Jahren im Wechsel Bundesautobahnen oder Bundesstraßen mit schnell fahrenden Messfahrzeugen erfasst.

In der ZEB werden auf Bundesautobahnen alle Fahrstreifen in beiden Fahrtrichtungen messtechnisch aufgenommen, auf einbahnigen Bundesstraßen erfolgt die Erfassung nur eines Fahrstreifens. Bei zweibahnigen Bundesstraßen wird nur der erste Fahrstreifen jeder Richtungsfahrbahn erfasst. Somit ergibt sich für die Netzlänge von rund 52.000 km der Bundesfernstraßen eine Auswertelänge von ca. 100.000 km. Bedingt durch dieses sehr große Messkontingent wurde eine Aufteilung des Messumfangs über mehrere Jahre notwendig. Die Bundesautobahnen werden über die ersten zwei Jahre der Messkampagne, in den darauffolgenden zwei Jahren werden die Bundesstraßen befahren. 

Die Quer- und Längsebenheit werden mit Fahrzeugen erfasst, die mit Lasertechniken arbeiten. Die Griffigkeit wird mit dem Messverfahren des schräg gestellten Messrades ermittelt. Das Oberflächenbild wird mit Digitalkameras aufgenommen und aufgezeichnet. 

Aus den Daten der Messsysteme werden physikalische Zustandsgrößen berechnet. Im Rahmen einer Normierung werden diese Zustandsgrößen nachfolgend in dimensionslose, einheitlich skalierte Zustandswerte in einen Notenbereich von 1 bis 5 überführt (siehe Tabelle).

Klassierung der Zustandswerte und Farbgebung

Zustandswert (ZW) >=Zustandswert (ZW) <Farbe
1,01,5blau
1,52,0dunkelgrün
2,02,5
2,53,0hellgrün
3,03,5
3,54,0gelb
4,04,5
4,55,0rot

Im Zuge einer anschließenden Wertesynthese werden die Zustandswerte miteinander zu einem Gebrauchswert, einem Substanzwert und einem Gesamtwert verknüpft (siehe Bild).

Wertesynthese der ZEB

Wertesynthese der Zustandserfassung- und bewertung

Quelle: BMDV/BASt

 

Der Gebrauchswert setzt sich aus der Griffigkeit sowie aus den Längs- und Querebenheitsmerkmalen zusammen und beschreibt vor allem die Fahrsicherheit und den Fahrkomfort. In den Substanzwert fließen neben den Längs- und Querebenheitsmerkmalen auch die Substanzmerkmale (Oberfläche) ein. Er spiegelt den Zustand einer Straßenoberfläche wider. Der Gesamtwert wird abschließend aus dem Maximum von Gebrauchs- und Substanzwert gebildet. 

Grundsätzlich kann bei der ZEB nur der Zustand der Fahrbahnoberfläche erfasst werden. Die ermittelten Werte sind damit nur ein Indikator für die Erneuerungswürdigkeit eines Streckenabschnittes und geben erste Hinweise auf tieferliegende Schäden der Fahrbahnbefestigung. Erst durch Einbeziehung von weiteren Erkenntnissen zum Zustand des gesamten Fahrbahnaufbaus lassen sich die Schadensursachen genauer ableiten. Um konkrete Erneuerungsmaßnahmen zu planen und durchzuführen, sind weitere spezielle straßenbautechnische Untersuchungen erforderlich. 

Um einen schlechten Straßenzustand und somit Handlungsbedarf anzuzeigen, wurden der Warn- und der Schwellenwert definiert. Der Warnwert entspricht einem Zustandswert von 3,5. Streckenabschnitte, die in den Bereich 3,5 bis 4,5 fallen, geben Anlass zur intensiven Beobachtung und zur Analyse der Ursachen für den schlechten Zustand. Gegebenenfalls ist auch die Planung von geeigneten Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes notwendig. Der Schwellenwert entspricht einem Zustandswert von 4,5 und beschreibt einen Zustand, bei dessen Erreichen die Einleitung von verkehrsbeschränkenden oder baulichen Maßnahmen zur Erhaltung des Straßenabschnittes geprüft werden muss.