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Aktueller Stand

Das BMDV hat in einem ersten Pilotvorhaben 14 Wasserstoffzüge von Alstom in Niedersachsen sowie Ende 2018 weitere 23 Wasserstoffzüge für die RMV/fahma in Hessen gefördert. Es gibt zudem Interesse an einer Umrüstung von Dieseltriebwagen. Das BMDV prüft hier die Fördermöglichkeiten für Pilotvorhaben im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie.

Auf der Grundlage einer aktuellen Marktanalyse des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt e. V. (DLR) im Auftrag der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie bereiten über 12 Aufgabenträger der Bundesländer den Einsatz von Zügen mit alternativen Antrieben im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vor oder befinden sich bereits in der Erprobungsphase.*

So erfolgt im Weser-Elbe-Netz im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG) bereits seit 2018 ein Probebetrieb mit Wasserstoff-Brennstoffzellenzügen; ab 2022 sollen Wasserstoff-Züge ihren Betrieb auf 1,3 Mio. Zug-km jährlich in Niedersachsen aufnehmen.

Auch im Taunus-Netz des Rhein-Main Verkehrsverbunds (RMV) in Hessen sollen ab Dezember 2022 Wasserstoff-Brennstoffzellenzüge zum Einsatz kommen und eine Betriebsleistung von fast 2 Mio. Zug-km jährlich erbringen.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft will ab Dezember 2024 Wasserstoffzüge im Südosten des Freistaats zwischen Mühldorf, Burghausen und Passau zum Einsatz bringen.

Das von der Betriebsleistung umfangreichste der bekannten Projekte mit alternativen Antrieben wird aktuell von dem Aufgabenträger NAH.SH in Schleswig-Holstein vorbereitet.

Praxisbeispiel: Alternative Antriebe in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein wurde im Juli 2019 das erste technologie-offene Ausschreibungsverfahren über Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in Deutschland abgeschlossen. Damit ist die fast vollständige Ablösung der Schienenverkehre mit Dieseltraktion bis Ende 2023 eingeleitet. Nur der SPNV auf der Strecke zwischen Hamburg und Westerland/Sylt sowie im grenzüberschreitenden Verkehr nach Dänemark erfolgt nach Umsetzung noch mit Dieseltraktion. Durch den Einsatz neuer Batterietriebzüge sowie den Ausbau der für die Versorgung erforderlichen elektrischen Infrastruktur wird die batterieelektrische Verkehrsleistung in Schleswig-Holstein um 10,4 Mio. Zugkilometer jährlich steigen. Der Aufgabenträger NAH.SH hat sich für den Einsatz von 55 Batterietriebzügen (mit einer Option auf weitere 50 Fahrzeuge) entschieden. Die Fahrzeuge sollen zum einen die vorhandenen Oberleitungen nutzen und so auch ihre Batterien aufladen. An drei Standorten (Kiel, Flensburg, Bad Oldesloe) werden hierzu Verlängerungen der bestehenden Oberleitungen vorgenommen. An weiteren drei Standorten (Heide, Husum, Tönning) werden Oberleitungsinselanlagen zur Ladung der Fahrzeugbatterien errichtet.

Von der zukünftig mit alternativen Antrieben vorgesehenen Betriebsleistung liegt das Pfalznetz in Rheinland-Pfalz ebenfalls an vorderer Stelle.

Praxisbeispiel: Alternative Antriebe in Rheinland-Pfalz

Der Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd hat sich im Dezember 2019 für eine EU-weite Ausschreibung von Batteriezügen entschieden. Zusammen mit dem Saarland und dem Land Baden-Württemberg sollen in einem Verkehrsgebiet zwischen Karlsruhe, Kaiserslautern und Saarbrücken (Los 1) beginnend ab Dezember 2024 und komplett ab Dezember 2026 Batteriezüge die bisherigen Dieseltriebwagen ablösen. Nur in einem kleineren Verkehrsgebiet (Los 2) können übergangsweise auch noch Dieselantriebe verwendet werden. Zur Stromversorgung der neuen Batteriezüge sollen lokale Oberleitungsinselanlagen in fünf bisher nicht elektrifizierten Bahnhöfen errichtet werden. Außerdem soll eine Bahnstrecke in Pirmasens auf einer Länge von rd. 3 km mit einer zusätzlichen Oberleitung ausgerüstet werden. Die elektrische Betriebsleistung des SPNV in Rheinland-Pfalz wird durch die batterieelektrisch angetriebenen Verkehre in einem vollen Betriebsjahr um rd. 5,9 Mio. Zugkilometer jährlich anwachsen.

Im Ortenau-Netz bereitet der Aufgabenträger Nahverkehr Baden-Württemberg (NVBW) die Umstellung von 2,5 Mio. Zug-km auf batterieelektrische Antriebe für Dezember 2023 vor.

Für das Eisenbahnnetz in Ost-Brandenburg hat der Verkehrsverbund-Berlin-Brandenburg (VBB) eine Ausschreibung über 6,3 Mio. Zug-km eingeleitet. Dabei sollen ab 2024 überwiegend mit batterieelektrischen Fahrzeugen neue Verkehrsangebote im Raum zwischen Berlin und der polnischen Grenze erfolgen, wobei der VBB für drei Strecken noch keine Technologieentscheidung getroffen hat.

Für den Zweckverband Mittelsachsen soll ab 2023 der Regionalexpress zwischen Leipzig und Chemnitz batterieelektrisch fahren. Der Vertrag zur Beschaffung der neuen Fahrzeuge wurde unterzeichnet.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) setzt für eine angestrebte Betriebsleistung von 6,1 Mio. Zug-km auf alternative Antriebe und hat sein Interesse für Batteriefahrzeuge bekundet. Die Ablösung der bisherigen Dieseltriebwagen und der Betriebsbeginn der neuen emissionsfreien Regionalzüge sind in Nordrhein-Westfalen für 2025 bis 2027 vorgesehen.

Damit werden nach aktuellem Stand in zwei Jahren neue Wasserstoff-Brennstoffzellenzüge in Niedersachsen und in Hessen die ersten Strecken im bundesdeutschen Eisenbahnregionalverkehr bedienen. Und in drei Jahren werden in Baden-Württemberg, in Schleswig-Holstein und in Sachsen Fahrgäste mit neuen batterieelektrischen Fahrzeugen befördert werden.

Die Marktanalyse kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass abhängig von der prognostizierten Betriebsleistung und den Technologieentscheidungen der verschiedenen Aufgabenträger das Potenzial für neue Züge mit alternativen Antrieben im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bis zum Jahr 2038 zwischen rund 1.700 und 2.500 Zügen liegt. Die Spannbreite dieser Abschätzung der zukünftigen Betriebsleistung von Batterie- und Brennstoffstellenzügen resultiert aus der erheblichen Marktdynamik bei aktuellen und zukünftigen Entscheidungen über den Einsatz von alternativen Antrieben im deutschen Schienenpersonennahverkehr.

*Quelle: Marktanalyse alternativer Antriebe im deutschen Schienenpersonennahverkehr 12/2019 der DLR im Auftrag der NOW GmbH