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Regionalstatistische Raumtypologie

Quelle: BMDV

Wozu werden siedlungsstrukturelle Daten benötigt?

Das BMDV benötigt zur Erfüllung seiner Aufgaben - vor allem für eine bedarfsgerechte und zielgenaue Infrastrukturplanung - regionale bzw. lokale Mobilitäts- und Verkehrsdaten. Im Rahmen der Mobilitätserhebungen des BMDV und vielen anderen Erhebungen lassen sich die Daten nicht bei so vielen Befragten erfassen, dass bundesweit für jeden Ort Ergebnisse vorliegen. Dies gilt auch für sozio-demografische Erhebungen der statistischen Ämter der Länder und des Bundes (z. B. Mikrozensus), die ebenfalls empirische Grundlage für die Verkehrsplanung sind.

Mit den Daten der Erhebungen können aber repräsentative Ergebnisse für siedlungsstrukturelle Raumtypen erzeugt werden, also für Gruppen von Städten und Gemeinden, die ähnliche Raum- und Siedlungsstrukturen aufweisen – z. B. ländliche Gemeinden oder große Städte. Diese Mobilitätskennwerte können für die Verkehrsplanung dann auf Orte mit vergleichbaren siedlungsstrukturellen Merkmalen übertragen werden. Auch sind Ergebnisse für solche Raumtypen ein geeignetes Instrument, dass sich Bürger mit ihren lebensweltlichen Erfahrungen im statistischen Angebot wiederfinden können.

Siedlungsstrukturelle Raumtypen nehmen damit eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Statistik, Verkehrsplanung und Öffentlichkeit ein. Je passgenauer die Raumtypen räumliche Strukturen und Entwicklungen unterscheiden, desto präziser lassen sich die Ergebnisse für die Verkehrsplanung und Diskussionen in der Öffentlichkeit verwenden.

Warum hat das BMDV eine neue Raumtypologie entwickelt?

Was jedoch sind für die Typbildung wichtige Merkmale, was macht urbane, was ländliche Räume aus? Wie sind Stadtregionen abzugrenzen? Wie lassen sich Städte hierarchisch gliedern? Die zentralen Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich auf drei Ebenen identifizieren, die alle für eine Raumtypisierung relevant sind:

  • die regionale Ebene,
  • die lokale Ebene,
  • die kleinräumige Ebene.

Die Mehrzahl vorhandener Raumtypisierungen ist nur auf einer Ebene definiert. Eine Definition z. B. nur auf der regionalen Ebene von Kreisen und kreisfreien Städte ist alleine deshalb für die Anforderungen der Verkehrsplanung nicht hinreichend aussagefähig, weil diese durch Gebietsreformen immer größer und in sich heterogener werden; z. B. bildet ein statistischer Mittelwert für die Region Hannover weder die Situation der Landeshauptstadt Hannover noch die der ländlichen Gemeinden im weiteren Umland hinreichend ab. Auch berücksichtigen sie weitere Anforderungen für die Mobilitäts- und Verkehrsforschung nicht angemessen, wie z. B.:

  • die zentralörtlichen Funktion der Städte in der Region,
  • die zeitliche Stabilität der Typen, um auch Entwicklungen abbilden zu können,
  • eine für Stichprobenerhebungen geeignete Bevölkerungsverteilung.

Das BMDV hat daher inhaltlich und methodisch die neue Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR) konzipiert und mit Unterstützung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) umgesetzt. Diese Typologie bietet mit mehreren aufeinander aufbauenden siedlungsstrukturellen Raumtypen ein Instrument, Wirkungszusammenhänge zwischen Verkehr und räumlichen Strukturen zu analysieren und differenzierte Mobilitätskennwerte zu ermitteln (siehe Karten und Abbildung).

Wie sieht die Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR) konkret aus?

Die regionalstatistische Raumtypologie ist hierarchisch aufgebaut. Für die Zuordnung und Verwendung von Daten auf der Gemeindeebene fächert sich die Typologie von einem groben, in Stadtregionen und ländliche Regionen unterschiedenen Regionstyp, über einen in vier Typen differenzierten Regionstyp letztlich in 17 Raumtypen auf (siehe nachfolgende Tabelle). Die 17 Raumtypen bilden den Kern der Raumtypologie und sind Grundlage für weitere Zusammenfassungen in Raum- und Gemeindetypen, die je nach fachlicher Anforderung oder empirischer Datengrundlage zur Anwendung kommen.

Tabelle Regionalstatistische Raumtypologie

Quelle: BMDV

RegioStaR 17 – Regionalstatischer Raumtyp

Der Regionalstatistische Raumtyp (RegioStaR 17) unterscheidet als differenziertester Typ auf der Gemeindeebene von der Metropole bis zu kleinstädtisch, dörflichen Räumen in ländlichen Regionen insgesamt 17 Typen:

Typ-Nr.Bezeichnung
111Metropole
112Großstadt einer Metropolitanen Stadtregion
113Mittelstadt einer Metropolitanen Stadtregion
114Städtischer Raum einer Metropolitanen Stadtregion
115Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer Metropolitanen Stadtregion
121Regiopole
123Mittelstadt einer Regiopolitanen Stadtregion
124Städtischer Raum einer Regiopolitanen Stadtregion
125Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer Regiopolitanen Stadtregion
211Zentrale Stadt einer Stadtregionsnahen ländlichen Region
213Mittelstadt einer Stadtregionsnahen ländlichen Region
214Städtischer Raum einer Stadtregionsnahen ländlichen Region
215Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer Stadtregionsnahen ländlichen Region
221Zentrale Stadt einer Peripheren ländlichen Region
223Mittelstadt einer Peripheren ländlichen Region
224Städtischer Raum einer Peripheren ländlichen Region
225Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer Peripheren ländlichen Region
Regionalstatistische Raumtypologie

RegioStaR 17 Plus – Regionalstatischer Raumtyp Plus

Die 16 Metropolen Deutschlands mit zusammen rd. 14,5 Mio. Einwohnern sind allerdings auf der Stadtebene hinsichtlich der Mobilitätskennwerte noch besonders heterogen. Die Anteile des öffentlichen Verkehrs bei der BMDV-Mobilitätsstudie „Mobilität in Deutschland 2008“ (MiD 2008) lagen dort zwischen dicht besiedelten Innenstadtlagen und Ortsteilen am Stadtrand um rund 10 Prozentpunkte auseinander. Daher werden die Metropolen (Raumtyp 111) für kleinräumige Zusatzauswertungen innerstädtisch weiter gegliedert in drei Typen:

1111Innenstadt einer Metropole
1112Innenstadtrand einer Metropole
1113Stadtrand einer Metropole

Diese Raumtypisierung heißt Regionalstatistischer Raumtyp Plus (RegioStaR17 Plus).

Welche Zusammenfassungen von RegioStaR sind möglich bzw. sinnvoll?

Nicht immer ist es möglich oder statistisch sinnvoll, Daten und Kennwerte in der Differenzierungstiefe des Regionalstatischen Raumtyps (RegioStaR 17) bereitzustellen oder auszuweisen. Folgende zwei hierarchische Zusammenfassungen als Regionstypen gibt es:

RegioStaR 2 – Regionalstatistischer Regionstyp

Der Regionalstatische Regionstyp (RegioStaR 2) unterscheidet zwei Regionstypen:

1Stadtregion
2Ländliche Region

Damit können Aussagen für „Stadt“ und „Land“ getroffen und beide Regionstypen miteinander verglichen werden.

Regionalstatistische Raumtypologie

RegioStaR 4 – Differenzierter regionalstatistischer Regionstyp

Der Differenzierte regionalstatische Regionstyp (RegioStaR 4) unterscheidet vier Regionstypen:

11Metropolitane Stadtregion
12Regiopolitane Stadtregion
21Stadtregionsnahe ländliche Region
22Stadtregionsnahe ländliche Region

Die beiden Regionstypen „Stadt“ und „Land“ werden jeweils in zwei Untertypen unterteilt.

Für einige Anwendungen sind diese Regionstypen zu wenig differenziert, so dass das BMDV folgende andere Zusammenfassungen von Raumtypen empfiehlt:

RegioStaR 7 – Zusammengefasster regionalstatischer Raumtyp

Der Zusammengefasste Regionalstatische Raumtyp (RegioStaR 7) unterscheidet insgesamt sieben Typen. RegioStaR 7 fasst jeweils innerhalb der Regionstypen „Stadtregion“ und „Ländliche Region“ die ähnlichen Raumtypen von RegioStaR 17 zusammen. Die neun differenzierten Raumtypen des Regionstyps „Stadtregionen“ werden zu vier Typen (Nr. 71-74) und die acht Raumtypen der ländlichen Regionen zu drei Typen (Nr. 75-77) zusammengefasst:

71Metropolen (111)
72Regiopolen und Großstädte (112, 121)
73Mittelstädte, städtischer Raum einer Stadtregion (113, 114, 123, 124)
74Kleinstädtischer dörflicher Raum einer Stadtregion (115, 125)
75Zentrale Städte einer Ländlichen Region (211, 221)
76Mittelstädte, städtischer Raum (213, 214, 223, 224)
77Kleinstädtischer, dörflicher Raum einer Ländlichen Region (215, 225)


Erste Ergebnisse der Erhebung „Mobilität in Deutschland 2017“ für die Verkehrsmittelanteile bestätigen, wie trennscharf der zusammengefasste Raumtyp die Unterschiede zwischen Stadt und Land herausstellt.

Regionalstatistische Raumtypologie
Verkehrsmittelwahl nach dem zusammengefassten regionalstatistischen Raumtyp

Regionalstatische Gemeindetypen

Mitunter sind auch Zusammenfassungen nach Gemeintypen losgelöst von den Regionstypen sinnvoll und wünschenswert. Das BMDV empfiehlt die 17 Raumtypen je nach Anforderung entweder zu sieben (RegioStaR Gem7) bzw. fünf (RegioStaR Gem5) Regionalstatistischen Gemeindetypen zusammenzufassen:

RegioStaR Gem7 – Regionalstatistischer Gemeindetyp

1Metropole (111)
2Regiopole (121)
3Großstadt (112)
4Zentrale Stadt (211,221)
5Mittelstadt (113, 123, 213, 223)
6Städtischer Raum (114, 124, 214, 224)
7Kleinstädtischer / dörflicher Raum (115, 125, 215, 225)

RegioStaR Gem5 – Zusammengefasster Regionalstatistischer Gemeindetyp

1Metropole (111)
2Regiopole, Großstadt (112, 121)
3Zentrale Stadt, Mittelstadt (113, 123, 211, 213, 221, 223)
4Städtischer Raum (114, 124, 214, 224)
5Kleinstädtischer / dörflicher Raum (115, 125, 215, 225)

Wird die Regionalstatistische Raumtypologie RegioStaR weiterentwickelt?

Weiterentwicklungen von RegioStaR sollen folgen, z. B. die kleinräumige Differenzierung des Typs „kleinstädtischer / dörflicher Raum“ sobald bundesweit weitere belastbare kleinräumige Daten vorliegen, um Ortsteile entsprechend aufteilen und zuordnen zu können.

Wie und wo bekommt man weitere Informationen und die Referenzdatei zur regionalstatistischen Raumtypologie?

Weitere Informationen (z. B. Karten mit höherer Auflösung) sowie die Referenzdatei für die Zuordnung der Gemeinden zu den Regions-, Raum- und Gemeindetypen finden Sie unten unter „Weiterführende Informationen“.