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Prof. Klaus Werk

Quelle: Prof. Klaus Werk

Von 1977 bis 1983 habe ich Landespflege (heute: Landschaftsarchitektur) an der Universität Hannover studiert und das Studium als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Das technische Referendariat im Prüfungsausschuss Landespflege absolvierte ich ab 1987 im Land Hessen und schloss es 1989 als Assessor ab.

Nach dem Referendariat war ich ein halbes Jahr in einem Planungsbüro tätig, in dem ich in den 1980er Jahren bereits gearbeitet hatte. Von 1989 bis 1993 war ich dann zunächst Dezernent und später Dezernatsleiter in der oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt und dort im Bereich Eingriffsregelung tätig. Ab 1993 übernahm ich die Leitung einer Abteilung und wurde später mit weiteren Aufgaben betraut. Im Jahr 2003 wurde ich an die Fachhochschule Wiesbaden auf die Professur für Umwelt- und Naturschutzrecht berufen, mit den Schwerpunkten Planungs- und Umweltverfahrensrecht. Mit der Neugründung der Hochschule Geisenheim University übernahm ich 2013 die Leitung des Studienbereichs Landschaftsarchitektur sowie weitere Funktionen.

Naturschutz und Landschaftsarchitektur sind dynamisch wachsende Disziplinen mit neuen Herausforderungen und neuen Themen z.B. im Bereich Biodiversitätssicherung, Klimaanpassung oder der Landnutzung sowie der Metropolenentwicklung. Der Wechsel der Arbeitsorte und Tätigkeitsbereiche brachte für mich jeweils eigene Herausforderungen und neue Erfahrungen mit sich. Die kontinuierliche Nutzung verschiedener Kenntnisse und Befähigungen aus dem thematischen Kontext der Disziplin selbst haben diese Aufgabenwechsel ermöglicht. Persönliche Highlights sind vor allem die Erfahrungen, die ich in großen Projekten der Region Rhein-Main sowie in Verwaltungsverfahren beim Regierungspräsidium sammeln konnte. Aber auch der Aufbau einer Fachabteilung mit neuem Personal sowie das spätere Arbeiten mit Studierenden, die Lehre und diverse Forschungsvorhaben waren und sind reizvolle Aufgaben.

Wenn ich an das Referendariat zurückdenke, erinnere ich mich besonders gerne an die unterschiedlichen Ausbildungsstätten und das Kennenlernen von verantwortlich handelnden Menschen sowie internen Abläufen der Verwaltungen. Man kann sagen, dass ich damals großen Respekt vor der öffentlichen Aufgabenwahrnehmung der Behörden entwickelt habe. Durch die intensive Betreuung und den kollegialen Umgang in den Behörden war das Referendariat gut geeignet, erste berufliche Kontakte zu knüpfen. Dass die Umwelt- und Naturschutzverwaltung in Hessen damals neu strukturiert wurde, war dabei zusätzlich förderlich. Zu manchen meiner Referendariatskolleginnen und -kollegen bestehen bis heute intensive Kontakte. Der Aufbau eines solchen Netzwerkes ist meines Erachtens für das Berufsleben sehr wichtig – dazu hat das Referendariat einen großen Beitrag geleistet.

Die im Rahmen des Referendariats erworbenen Kompetenzen haben für meinen Berufsweg eine große Rolle gespielt, vor allem das dort erworbene Verständnis der staatlichen und kommunalen Verwaltung, die verwaltungsrechtlichen Kenntnisse und Erfahrungen, Organisationskompetenz sowie das Verständnis der Verwaltungsaufgaben aus innerer Anschauung und aus den Fachprüfungen. Dies ging weit über das an der Uni erlernte Wissen und die Erfahrungen aus dem freien Berufsstand hinaus und war grundlegend qualifizierend. Mein Referendariat war entscheidend für eine schnelle Orientierung und bildete – neben den Fachkenntnissen aus dem Studium – die Grundlage für das professionelle Verwaltungshandeln im späteren Berufsalltag.

Insbesondere für den öffentlichen Dienst ist die Ausbildung des technischen Referendariats eine hervorragende Qualifikation, die über das universitäre Wissen deutlich hinausreicht. Aber auch für eine Karriere in der Privatwirtschaft, wo öffentliche Aufgaben als Dienstleistung wahrgenommen werden oder Kontrakte mit Behörden und Körperschaften geschlossen werden, eignet es sich hervorragend.

Den heutigen Referendarinnen und Referendarinnen möchte ich mit auf den Weg geben: Zweckmäßig ist ein längerer Aufenthalt in einer Behörde mit Teilhabe an Leitungsaufgaben, ebenso ein Aufenthalt bei zwei bis drei verschiedenen Fachbehörden zum Kennenlernen unterschiedlicher Aufgaben und Kompetenzen. Sinnvoll ist zudem eine Station bei einer Kommune. Auslandsaufenthalte sollten gegebenenfalls zusätzlich aufgenommen werden – eine Zeit bei der EU kann inspirierend sein. Der Schwerpunkt der Tätigkeit sollte im relevanten Themenbereich, z.B. Landespflege/Naturschutz/Grünordnung, liegen, um die Kernkompetenzen zu qualifizieren. Legen Sie Zuversicht an den Tag, zeigen Sie Engagement, haben Sie Respekt vor den öffentlichen Aufgaben, beweisen Sie Kollegialität und Menschlichkeit sowie Führungskompetenzen