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Marcus Rogge

Quelle: Marcus Rogge

Von 1988 bis 1992 habe ich Elektrotechnik, Fachrichtung Energietechnik, an der Universität der Bundeswehr in München studiert und dieses Studium als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Danach war ich zunächst weiter für die Bundeswehr tätig. Das technische Referendariat absolvierte ich von 1999 bis 2001 in Niedersachsen in der Fachrichtung Maschinen- und Elektrotechnik in der Verwaltung und schloss es als Assessor ab.

Nach Abschluss des technischen Referendariates war ich – nach einer dreimonatigen Abordnung zum Niedersächsischen Ministerium der Finanzen – von 2001 bis 2006 Leiter des Fachbereichs Betriebstechnik im Staatshochbauamt (jetzt Staatliches Baumanagement) Braunschweig I. Vom November 2006 an leite ich den Fachbereich Betriebstechnik im Staatlichen Baumanagement Südniedersachsen, zusätzlich nahm ich seit September 2012 die Aufgaben des ständigen Vertreters des Amtsleiters wahr. Seit März 2016 leite ich das Bauamt.

Zu Beginn meiner Braunschweiger Tätigkeit waren die Aufgaben von technischen Inhalten und Personalführung geprägt. 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Dienstort waren zu betreuen. Mit dem Wechsel zum Staatlichen Baumanagement Südniedersachsen wuchs die Zahl der Mitarbeiter an – mit 17 Ingenieurinnen und Ingenieuren an vier Dienstorten musste die Technik leider etwas „zurückstecken“. Mit der Übernahme der Aufgaben eines Amtsleiters überwiegen heute Aufgaben im Personalführungs- und administrativen Bereich, das Amt hat insgesamt rund 120 Beschäftigte.

In technischer Hinsicht ändern sich die Aufgabenbereiche stark mit den zu betreuenden Gebäuden. Vom hochtechnisierten Forschungsgebäude über anspruchsvolle Theater und Museen bis hin zu „normalen“ Verwaltungsgebäuden aller Größenordnungen reicht dabei die Spanne.

Highlights meiner bisherigen beruflichen Laufbahn waren herausragende Bauvorhaben mit besonderen Schwierigkeiten bei der Planung, der Ausführung oder der Kunden- und Nutzerbetreuung, so z.B. der Ersatz der Bühnentechnik eines Staatstheaters oder umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in einer Justizvollzugsanstalt bei laufendem Betrieb. Aber gerade die Mischung aus technischen Inhalten und den Anforderungen an eine moderne Personalführung machen den Reiz dieser einmaligen Tätigkeit als technische Führungskraft in der öffentlichen Verwaltung aus. Der Umgang mit Menschen unterschiedlichster Prägung, die Erfüllung der Bedürfnisse der verschiedenen Verwaltungszweige unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der öffentlichen Verwaltung lassen den Arbeitsalltag nie eintönig werden.

Während des zweijährigen technischen Referendariats lernte ich viele Personen mit unterschiedlichsten Aufgaben kennen: sei es in der Arbeitsgruppe der Referendarinnen und Referendare bei der Oberfinanzdirektion Niedersachsen (heute: Niedersächsisches Landesamt für Bau und Liegenschaften, NLBL), seien es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der aufnehmenden Ausbildungsstellen in Verwaltung oder Wirtschaft oder bei den zu betreuenden Einrichtungen des Landes und des Bundes.

Zudem bekam ich Einblicke in Bereiche der öffentlichen Verwaltung, die die spätere Orientierung erleichterten und die sich in dieser Art sonst nicht ergeben hätten. Als Referendar erlebt man – bei entsprechendem Engagement – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Verwaltung als gleichwertige Kollegen. In allen Ausbildungsstellen wurde ich stets offen und interessiert aufgenommen – schließlich ermöglicht man der aufnehmenden Stelle als Gast ebenfalls Einblicke in eventuell bislang unbekannte Verwaltungszweige oder Tätigkeiten. Zusammen mit den landes- und bundesweit organisierten Lehrgängen ergibt sich so ein umfassendes Wissen unseres Staatswesens, das anders nur schwer vermittelt werden kann.

Insgesamt war das technische Referendariat für die Wahrnehmung der später im Berufsleben übertragenen Aufgaben sehr hilfreich und förderlich. Die zusätzliche Ausbildung und damit das vermittelte Wissen über die Aufbau- und Ablauforganisation der unterschiedlichen Verwaltungen, verknüpft mit den technischen Ausbildungsinhalten und der Vermittlung von Fähigkeiten im Bereich Personalführung, bilden die Voraussetzung, als Ingenieur Führungsaufgaben in der öffentlichen Verwaltung qualitativ hochwertig wahrzunehmen.

Ich konnte während meines technischen Referendariats durch die vielfältigen Möglichkeiten bei den unterschiedlichen Ausbildungsstellen die während meiner fast zwölfjährigen Tätigkeit bei der Bundeswehr erworbenen Kenntnisse direkt mit den Anforderungen einer öffentlichen Verwaltung abgleichen. Das Referendariat war daher sehr gut geeignet, berufliche Kontakte im Zivilleben zu knüpfen.

Die während des Referendariats geknüpften Kontakte sind auch heute immer noch „lebendig“. Zwar war ich in Niedersachsen 2000/2001 der einzige Referendar in dieser Fachrichtung, jedoch sind die seinerzeit bundesweit über die Lehrgänge und sonstigen Ausbildungsveranstaltungen geknüpften Kontakte ebenfalls noch aktiv. Viele Referendare, mit denen ich in der Arbeitsgemeinschaft der Referendare bei der Oberfinanzdirektion Niedersachsen (heute: NLBL) gemeinsam tätig war, sind heute in verschiedensten Stellen der Landesverwaltung Niedersachsens oder anderer Länder beschäftigt, nicht nur in der eigenen (Bau-)Verwaltung. Über dieses Netzwerk werden auch heute noch Informationen ausgetauscht.

Die Ausbildung als Referendar in der Fachrichtung Maschinen- und Elektrotechnik in der Verwaltung ist in technischer Hinsicht dadurch geprägt, dass neue Fachkenntnisse zu dem an der Universität erworbenen Wissen hinzukommen. Als Elektroingenieur musste ich beispielsweise den gesamten Bereich der Maschinentechnik neu erlernen – und im Rahmen der späteren Tätigkeit mit Ingenieuren aus dem eigenen Bereich oder beauftragten Ingenieurbüros im Sinne des Landes oder des Bundes zur Anwendung bringen. Daher, so mein Rat, sollte ein angemessener Zeitanteil während der Ausbildung für die „fremde“ Fachdisziplin vorgesehen werden.

Interessierten Hochschulabsolventinnen und -absolventen möchte ich empfehlen, sich bei ehemaligen Referendarinnen und Referendaren persönlich über die Ausbildung zu informieren und auch sonst die vorhandenen Informationsmöglichkeiten zu nutzen. Es gilt, die persönliche Situation mit den Anforderungen und Rahmenbedingungen des Referendariates abzugleichen.

Das technische Referendariat bietet Absolventen technischer Hochschulstudiengänge die Möglichkeit, das Fachwissen anwendungsspezifisch zu erweitern und wirtschaftlich einzusetzen. Es ist eine hochwertige Zusatzqualifikation, bei der Führungs- und Sozialkompetenzen vermittelt werden, die für eine technische Führungskraft innerhalb und außerhalb der Verwaltung heute nicht mehr wegzudenken sind.