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Hilmar von Lojewski

Quelle: Hilmar von Lojewski

Von 1982 bis 1988 habe ich Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund sowie City- und Regional Planning an der METU Ankara studiert. Im Anschluss daran arbeitete ich als freier Mitarbeiter im Büro für Stadtplanung und Stadtforschung von Prof. Peter Zlonicky und schloss ab 1989 das technische Referendariat in der Fachrichtung „Städtebau“ in Hessen an. Dieses beendete ich 1991 erfolgreich.

Meine erste berufliche Station nach dem Städtebaureferendariat führte mich nach Kathmandu in Nepal, wo ich zwei Jahre als „Planungsexperte“ für ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (gtz) gearbeitet habe. Zurück in Deutschland schlossen sich sieben Jahre als Abteilungsleiter „Recht, Verfahren, Verträge“ im Stadtplanungsamt Dresden sowie sieben Jahre als Abteilungsleiter „Städtebau und Projekte“ in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin an. Als Leiter des „Program for Sustainable Urban Development“ ging ich danach für drei Jahre nach Damaskus in Syrien. 2010 führte mich mein Weg zurück zur Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt – als Abteilungsleiter „Ministerielle Angelegenheiten des Bauwesens”. 2012 schließlich wurde ich als Beigeordneter des Deutschen Städtetages gewählt und leite seitdem das Dezernat „Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen, Verkehr“. Der Deutsche Städtetag ist der kommunale Spitzenverband der kreisfreien und der meisten kreisangehörigen Städte in Deutschland. In ihm haben sich rund 3.400 Städte und Gemeinden mit mehr als 51 Mio. Einwohnern zusammengeschlossen.

Zunehmend komplexe Aufgaben im In- und Ausland

Mit meinen verschiedenen Aufgaben in Deutschland im Bereich „Bauwesen, Stadtplanung, Stadtentwicklung“ haben sich meine Arbeitsinhalte und Aufgabenbereiche stark ausgedehnt und ausdifferenziert: von Planungsgrundlagen der verbindlichen Bauleitplanung, Rechtskontrolle, bauplanungsrechtlichen Widerspruchsverfahren, städtebaulichen und Durchführungsverträgen über städtebauliche Entwürfe, Betreuung und Steuerung komplexer städtebaulicher Projekte bis zur Entwicklung innovativer Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung und Investorenbetreuung. Zu den weiteren Inhalten meines Berufswegs zählen die Aufgaben einer Obersten Bauaufsichtsbehörde, bauordnungsrechtliche Widerspruchsverfahren sowie die Vorprüfung öffentlicher Hochbau- und Verkehrsingenieurbauvorhaben. In meiner aktuellen Tätigkeit geht es um die Interessenvertretung der mehr als 200 Mitgliedstädte des Deutschen Städtetages in allen Belangen der Stadtentwicklung, des Bau- und Verkehrswesens, des Wohnungswesens, des Bau- und Planungsrechts sowie des Liegenschafts- und Geoinformationswesens. Ein weiteres zentrales Feld ist die themenbezogene Vernetzung der Städte untereinander.

Berufliche wie auch persönliche „Highlights“ waren dabei die effiziente Bewältigung des Planungsbedarfs in der Nachwendezeit und die Überarbeitung des Planwerks Innenstadt II in Berlin, die Ansiedlung des Bundesnachrichtendienstes, die Reurbanisierung des Friedrichswerder in der Mitte Berlins sowie die Vorbereitung des Stadtumbaus Molkenmarkt.

Auch bei meinen beruflichen Stationen im Ausland wurden meine Aufgabengebiete sukzessive komplexer: Sie erstreckten sich von der Einführung einfacher Planungsinstrumente über die Koppelung von räumlicher, Projekt- und Finanzplanung (Integrated Action Planning) und die Steuerung von Planungsteams bis zur Durchführung von Mehrebenenansätzen auf nationaler und kommunaler Ebene in den Bereichen „Reform des Planungsrechts“, „Entwicklung einer Nationalen Stadtentwicklungspolitik“, „Integrierte Stadtentwicklungsplanung“, „Altstadtsanierung“ sowie „Kommunalberatung“. Besonderen Reiz hatten dabei die Planungsberatung in Least Developed Countries und die Reform von Government-Strukturen sowie die Entwicklung von Governance-Strukturen in totalitären Systemen, wie etwa die Nationale Stadtentwicklungsstrategie Syrien.

Das technische Referendariat begründet ein gemeinsames Planungs- und Handlungsverständnis

Wenn ich an das Referendariat zurückdenke, erinnere ich mich gerne und in besonderem Maße an das Zusammentreffen der Fachdisziplinen, an Streitgespräche zwischen Referendarinnen und Referendaren in erfolgreichen mündlichen Prüfungen, an eigenständige Entwurfsvertiefungen in Kommunen und in der 6-Wochen-Arbeit, an die Einführung von Vorhaben- und Erschließungsplanverfahren in Erfurt und schließlich die städtebaulichen Exkursionen durch die fünf neuen Bundesländer in der Nachwendezeit. Im Ämterumlauf und den Ausbildungsstationen, aber auch durch die Mitreferendarinnen und -referendare sowie die Prüferinnen und Prüfer konnten erste berufliche Kontakte geknüpft werden. Wenn ich Kolleginnen und Kollegen treffe, die ich noch aus der Referendariatszeit kenne, zeigen sich oftmals spontan ein ähnliches Planungs- und Handlungsverständnis und ein gemeinsames Selbstverständnis von der „Arbeit am öffentlichen Wohl“.

Kompetenzerwerb und Erweiterung des Blickfelds

Mein Städtebaureferendariat hat sich als solide Basis für alle weiteren beruflichen Aktivitäten erwiesen. Beim Berufseinstieg und bei allen weiteren Stationen konnte ich insbesondere von den hier erworbenen fachlichen, rechtlichen und Kommunikationskompetenzen sowie der im Referendariat vermittelten Fähigkeit zur Abwägung anderer fachlicher Belange profitieren. Referendarinnen und Referendaren empfehle ich: lesen, lesen, lesen – und das möglichst zweisprachig. Auch die Städtebaugeschichte zu kennen, vor allem die des eigenen Landes, gerne aber auch darüber hinaus, wird sich als sehr wertvoll erweisen. Die 6-Wochen-Arbeit sollte jede und jeder als „persönliche Nagelprobe“ betrachten und nach kurzer kollegialer Beratung alleine bearbeiten. Auch dosierte „Ausbrüche“ aus dem Ausbildungsablauf, also einige Monate etwas fachbezogen anderes zu machen, kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen.

Einsatz für das öffentliche Wohl

Hochschulabsolventinnen und -absolventen technischer Fachrichtungen kann ich das technische Referendariat ans Herz legen, denn der Einsatz für das öffentliche Wohl lohnt sich immer, insbesondere mit kritischem Blick darauf, für welche und wessen Werte außerhalb der öffentlichen Hand gearbeitet wird. Spezialisierungsoptionen ergeben sich nach dem „Studium Generale“ des Referendariats in jedwede Richtung. Zudem ist die im Referendariat vermittelte Interdisziplinarität der Schlüssel für integriertes Arbeiten und professionelles Reflexionsvermögen.